DAVID FRIED selected recent works PHOTOGRAMS: In bed with lucy and dolly photograms 1 photograms 2 Rainscapes photography 1 photography 2 Vesicles of endevour photograms 3 SCULPTURES: Self organizing still life movies of interactive sculptures sculptures 1 sculptures 2 Stemmers sculptures 3 sculptures 4 EXHIBITIONS: exhibition views curriculum vitae TEXTS: english - deutsch photograms interactive sculptures interview contacts on site Resolution: 1400 x 1050 © david fried 2016
English/Deutsch: kinetic interactive sculpture series: Self Organizing Still Life sculptures: Stemmers | Globalexandria scroll down English / Deutsch << home : david fried - contemporary art / kunst
Self Organizing Still-Life (SOS) | English
Acoustically stimulated Interactive Sculptures
David Fried’s ‘Self Organizing Still-Life’ (SOS) is a series of interactive, sound-stimulated kinetic sculptures, which reveal his exploration into the inherent qualities of networked and emergent systems operating far-from-equilibrium that are intrinsic to nature, individual psyche, communication and social relationships.
Whatever the scale or materials used for the SOS, they all consist of solid hand-made spheres, which are stirred into motion by ambient sound on a predetermined level object. Audible sound is transformed live into inaudible waves that silently stimulate each of the spheres into motion. The resulting action of the individual spheres and their interactions with one another are undetermined. They rearrange themselves in continually new patterns of elegantly fluid choreography. Some kiss, some spin off alone, while others race head-on, only to meet with a soft embrace, or swerve around one another, often changing the path and destiny of each other without physical contact, as each sphere is able to sense one another.
Like two people would dance differently to the same music, the individual spheres interact in a unique and live choreography directly initiated by its environment. Their actions can never repeat. When sound is no longer detected, the spheres come rest in ever different constellations.
No two spheres behave alike – each is handcrafted and composed of either solid stone, or synthetic polymers layered with organic materials such as marble dust and rare earth, with no moving parts. The artist infuses them with unique bipolar qualities, and an ability to interact with each other in inimitable and unexpected ways on an elemental level, rather than a mechanical one. Fried is able to give each sphere an individual personality, allowing them to respond and behave differently to sound, and with each new artwork, create an entirely unique interdependent family of individuals that we can influence, but not control.
Physically, the sphere’s interactions create infinite possibilities and outcomes within a finite resource. Metaphysically, these works can evoke a sense of creative problem solving, essential for sustainable life within a limited resource, such is our natural world. The viewer adds great diversity by internalization.
As
we simultaneously influence and trace the movements of the spheres, our attention
becomes increasingly focused on the non-linear dynamic relationships that
unfold between them, mesmerizingly shifting the emphasis away from the individual
objects themselves towards a highly subjective glimpse of a more complex ever-evolving
picture. Creating a generative interactive experience, these works use simplicity
in form combined with complexity of motion to provoke the viewer to forge
perspectives on relationships, life and the polyverse of thought.
The SOS series premiered at Art Forum Berlin in 1998.
C.C.: Your SOS objects invite you to "communicate" with them too. Why did you choose to explore sound as the stimulus?
D.F.: Sound and communication play a major roll in the development of many species and their social spheres. The acronym SOS itself stands for more than communicating a distress call. It indicates belonging to an unwritten social contract simply by being a human. To integrate this I thought the stimulus should be something that we all depend on, but also be something that can be interpreted very differently. Like you and I would dance very differently to the same music, so do the SOS spheres. I give each sphere a different individual character. They also affect one another's path by their individual actions, and even cause feedback through the production of their own sounds of clicking, and so on. The sound sensor allows the SOS to be a Still Life when all is quiet, and a moving object when dialogue occurs. Of course, it can also be stimulated by other sounds that occur when people are active. The SOS can be "tuned" so that it may only hear the very loudest of sounds, or allow it even to hear a whisper. Another aspect is that the use of sound as a stimulus allows the artwork to extend beyond its own borders, integrating itself in a dialogue with its environment.
Christopher Chambers is an artist, critic, and curator based in New York City.
image: long exposure (2 minutes) of SOS responding to sounds.
Self Organizing Still-Life (SOS) | Deutsch
Akustisch
stimulierte, interaktive Skulpturen
David Frieds Werkgruppe Self Organizing Still-Life (SOS) umfasst eine Reihe interaktiver, akustisch stimulierter kinetischer Skulpturen, in denen sich seine Forschung zu immanenten Eigenschaften von vernetzten, sich entwickelnden und alles andere als ausgewogen operierenden Systeme zeigt, wie sie in der Natur, der individuellen Psyche, in Kommunikation und sozialen Beziehungen vorkommen.
Unabhängig von Größe oder Material eines SOS bestehen sie alle aus massiven, handgefertigten Kugeln auf einer Grundfläche, die durch Umgebungsgeräusche in Bewegung versetzt werden. Geräusche werden unmittelbar in nicht hörbare Schwingungen transformiert, die jede Kugel zu lautloser Bewegung stimulieren. Das daraus folgende Agieren und Interagieren der einzelnen Kugeln ist nicht vorherbestimmt. In flüssig-eleganter Choreografie gruppieren sie sich zu immer neuen Konstellationen um. Manche berühren einander, andere gehen allein ihrer Wege, wieder andere stürmen aufeinander los, um sich dann sanft zu begegnen oder doch zu umrunden, und oft verändern sie ohne jeden physischen Kontakt die Wege und Schicksale anderer, da jede Kugel die andere spüren kann.
So wie zwei Personen zur selben Musik unterschiedlich tanzen, entfalten die Kugeln, abhängig von ihrer Umgebung, ein einzigartiges, lebendiges Zusammenspiel. Ihre Bewegungen wiederholen sich nie. Werden über längere Zeit keine Geräusche wahrgenommen, kommen die Kugeln in stets neuen Konstellationen zur Ruhe.
Keine der Kugeln verhält sich auf die gleiche Weise – jede ist handgefertigt und besteht entweder aus massivem Stein oder synthetischem, mit organischen Materialien wie Marmorstaub oder seltenen Erden beschichteten Kunststoff, ohne bewegliche Teile. Der Künstler versieht sie mit einzigartigen zweipoligen Eigenschaften und der Fähigkeit zu wechselseitiger Interaktion in unnachahmlicher und unvorhersehbarer Weise, die natürlich, nie mechanisch wirkt. Fried verleiht jeder der Kugeln eine individuelle Persönlichkeit, so dass sie auf Geräusche mit unterschiedlichem Verhalten reagieren. Und mit jedem Werk erschafft er quasi eine „Familie“, eine vollkommen eigenständige Gruppe von Individuen, deren Verhalten wir beeinflussen, aber nicht kontrollieren können.
Physisch erzeugen die Interaktionen der Kugeln auf Basis endlicher Bedingungen unendliche Möglichkeiten und Resultate. Metaphysisch können die Werke den Sinn für kreative Problemlösungen wecken, der grundlegend ist für ein nachhaltiges Leben bei begrenzten Ressourcen wie in unserer natürlichen Welt. Auch die Individualität des Betrachters fügt durch Verinnerlichung eine unendliche Vielfalt an Interpretationen hinzu.
Indem wir die Bewegungen der Kugeln verfolgen und zugleich beeinflussen, fokussiert sich unsere Aufmerksamkeit zunehmend auf die sich zwischen ihnen entwickelnden nichtlinearen dynamischen Beziehungen, und auf hypnotische Weise verschiebt dies den Schwerpunkt weg vom einzelnen Objekt hin zum hochgradig subjektiven Eindruck eines komplexen, sich ewig umgestaltenden Bildes. Aus der Kombination von Einfachheit der Form und Komplexität der Bewegung erschaffen diese Werke eine lebendige, interaktive Erfahrung, die die Betrachter dazu anregt, neue Perspektiven auf Beziehungen, das Leben und das Polyversum des Denkens zu entwerfen.
C.C.: Ihre SOS Objekte laden auch dazu ein, mit ihnen zu „kommunizieren“. Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Klang als Stimulus zu untersuchen?
D.F.: Klang und Kommunikation spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung vieler Spezies und ihrer sozialen Sphären. Die Abkürzung SOS selbst steht für mehr als Kommunikation im Ernstfall. Sie bedeutet, dass man zu einem ungeschriebenen sozialen Vertrag gehört, ganz einfach, weil man ein Mensch ist. Um das mit einfließen zu lassen, dachte ich, dass der Stimulus etwas sein sollte, von dem wir alle abhängig sind, das sich aber auch auf ganz unterschiedliche Weise interpretieren lässt. So wie Sie und ich ganz unterschiedlich zu der gleichen Musik tanzen würden, geschieht es auch bei den SOS Kugeln. Ich statte jede Kugel mit einem anderen individuellen Charakter aus. Sie beeinflussen gegenseitig ihren Weg durch ihre individuellen Handlungen und erzeugen sogar Feedback durch die Produktion ihres eigenen Klicksounds und so weiter. Die Klangsensoren gestatten dem SOS zum Stillleben zu werden, wenn alles ruhig ist, und zum beweglichen Objekt zu werden, wenn ein Dialog entsteht. Natürlich kann es auch durch andere Geräusche, die entstehen, wenn Menschen aktiv werden, stimuliert werden. Das SOS kann „getunt“ werden, so dass es nur die allerlautesten Geräusche hört oder aber sogar Geflüster versteht. Ein anderer Aspekt ist der Gebrauch von Klang als ein Stimulus, der das Kunstwerk sich über seine eigenen Grenzen hinaus ausdehnen lässt, indem es sich selbst in einen Dialog mit seiner Umgebung begibt.
Christopher Chambers ist Künstler, Kritiker und Kurator und lebt in New York City.
interactive sculpture MOVIES
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Stemmers
Stemmers - Sculptures | English
The networked spheres and interdependent multifaceted structures found in each sculpture suggest a multitude of processes and phenomena in the natural and built environment. While their forms clearly follow basic laws of economy and self-organization found in adaptive bubble structures, there is also an intended association to organic cell clusters.
With an emphasis on the most fundamental form of autonomy—the Membrane: both a barrier and communicator between the self and the environment—Fried suggests an abstract embodiment of the origin of life-forms - natural or engineered.
Their forms appear in an undifferentiated yet fertile state—like a Venus von Willendorf at conception—full of potential, ready for chance, influence and self-determination. Anti-fragile balancing acts operating far from equilibrium - individualities in an interdependent process of becoming.
In Fried’s mirror polished stainless steel versions, we see the environment and ourselves reflected in the faceted surfaces, absorbed 360° by the sculpture. Its appearance is integrated with–and largely defined by its environment, hinting that one‘s sense of identity is a complex development of ‘nature and nurture’.
The sharp networked angles formed by intersecting spheres of varying size result in dynamic shapes that in spite of their clean mathematical origin appear biological, and seem to possess an abstract yet curiously personal character.
Fried coined the term ‘Stemmer’ as a personifying name for stem-cell creations. Currently the stem-cell is the most promising yet controversial, programmable, self-reproducing building-block on a cellular level, which in the hands of the genetic engineer, has become the absolute malleable ‘bio-porcelain’ of choice at the turn of this century.
As in many of Fried’s other works, the artist presents us with minimalist symbolic imagery that suggests a fusion of mythological and scientific beliefs, while calling attention to the manipulative processes that are now deeply rooted in our cultures. By resurrecting and modernizing humankind’s oldest fertility icons—in an era whereby applied technologies are trumping the oldest form of reproduction and evolution—with fertility icons of a synthetic nature, Fried confronts us with our desire and ability to alter nature’s course, and perhaps the future of our own evolutionary process.
Stemmers - Skulpturen | Deutsch
Die ineinandergefügten Kugeln und die facettenreichen inneren Strukturen dieser Skulpturen erinnern an eine Vielzahl von Phänomenen und Prozessen aus Natur und urbanem Raum. Obwohl ihre Gestalt eindeutig auf allgemeinen Gesetzen von Ökonomie und Selbstorganisation basiert, wie sie etwa in Formen adaptiver Blasenbildung vorkommen, gibt es auch die gewollte Assoziation von organischen Zellhaufen.
Im Fokus auf die grundlegendste Form von Autonomie – die Membran: sowohl Abgrenzung als auch Kommunikator zwischen einem Selbst und seiner Umgebung – formuliert Fried hier die abstrakte Darstellung des Ursprungs von Leben, sei es natürlich oder konstruiert. Ihre Formen erscheinen in einem noch nicht ausdifferenzierten, aber fruchtbaren Stadium – wie eine Venus von Willendorf bei der Empfängnis – voller Potenzial, bereit für Zufall, Einfluss, Selbstbestimmung.
In Frieds spiegelnd polierten Versionen aus rostfreiem Stahl sehen wir uns und unsere Umgebung in facettenreichen Oberflächen reflektiert und von der Skulptur rundum absorbiert. Ihr Erscheinungsbild nimmt die jeweilige Umgebung in sich auf, wird großenteils durch sie bestimmt – eine Anspielung darauf, dass unser Gefühl für Identität auf einer komplexen Verschränkung von Anlage und Umwelt basiert.
Das Netz aus spitzen Winkeln, das die verschieden großen einander schneidenden Kugeln erzeugen, führt zu dynamischen Formen, die trotz ihres rein mathematischen Ursprungs biologisch wirken und einen abstrakten, seltsam persönlichen Charakter zu besitzen scheinen. Fried prägte den Ausdruck Stemmer als personifizierenden Namen für Stammzell-Schöpfungen („stem-cell creations“). Die Stammzelle ist derzeit das vielversprechendste und auch umstrittenste programmierbare, sich selbst reproduzierende Basiselement auf zellularer Ebene, die um die letzte Jahrhundertwende in den Händen von Gentechnikern zu „Gold“ wurde – das Material der Wahl für absolute Formung.
Wie in vielem anderer seiner Werke präsentiert uns Fried hier in minimalistisch-symbolischer Bildsprache eine Verschmelzung mythologischer und wissenschaftlicher Überzeugungen und weist dabei auf manipulative Prozesse hin, die tief in unserer heutigen Kultur verwurzelt sind. Mit Neubelebung und Modernisierung der ältesten Fruchtbarkeitssymbole der Menschheit – in einer Epoche, in der angewandte Technologien über die älteste Form von Reproduktion und Evolution triumphieren –, durch Fruchtbarkeitssymbole einer synthetischen Natur, konfrontiert uns Fried mit unserer Sehnsucht und der Fähigkeit, den natürlichen Lauf der Dinge und womöglich auch die Zukunft unserer eigenen evolutionären Entwicklung zu verändern.
Globalexandria - Sculptures | English MORE
Three-dimensional constructions of mirror-polished stainless steel spheres and intersecting rods colonize a wall in a loosely organized manner, or grow from the floor into free-standing networked structures—swarms of mirrored orbs that physically support and reflect one another’s position in synoptic play.
Fried’s spatial ‘Globalexandria’ objects derive their essential skeletal forms from the systems thinking information age in a gestural way. One immediately gets a sense of motion as we look to connect the dots, perhaps in search of some nonsensical sense, while noticing that as we project our own synaptic perspective into the network. We can see our position reflected in all the spheres simultaneously, and in each sphere we also find an endless rerflective feedback of all their positions.
These sculptures are inspired by the information age, connectivity on a global scale, the creation of highly relevant positions through networks, and how such internalized systemic approaches change our perceptual habits, and by daily use, even our core beliefs. Fried reflects on the phenomenality of these dissipative networked structures, which thrive on input, emergent complexity and feedback.
The title is a hybrid of Global and Alexandria. Since the fall of the ancient Egyptian library by localized fires, our entire information age has evolved into a decentralized structure—though just as vunerable via corruption of data or systemic failures—that has significantly democratized knowledge and liberated communication largely regardless of geography or class. Our way of thinking is changing as well. Certain tools throughout the ages have fundementally altered our approach to problem solving and eventually seeps into our philosophies.
From cave paintings to cuneiform to binary code, our languages also evolve with our tools. And while literacy in code is becoming more widespread, conversely, encryted data becomes more complex and exclusive. Oddly, we are the first civilization to purposely design a language that no human—even geeks—can decifer with their own senses.
Navigating
such rapid technological advancements—where the only constant is
constant change—we can get stuck using old ingrained maps and rules.
We don‘t have thousands of years to master these innovations like
a hand axe. Fried questions if our common-sense philosophies and perspectives
can develop as keenly as our technologies to narrow a wisdom-gap in the
making. Like art lives from breaking borders, even in the face of big-data,
we have never had a more empowering tool to explore and share our freedom
of expression, innovation and visions.
Globalexandria - Skulpturen | Deutsch MORE
Dreidimensionale Konstrukte aus spiegelnd polierten Kugeln aus rostfreien Stahl, dazwischen sich kreuzende Stäbe – so bevölkern sie in lockerer Anordnung eine Wand oder wachsen vom Boden aus zu freistehenden Geflechten heran; Schwärme spiegelnder Himmelkörper, die einander physisch stützen und sich gegenseitig spiegeln wie in einem synoptischen Spiel.
Frieds mit Globalexandria betitelte Raumobjekte beziehen ihre skelettartige Basisform aus Systemen, die das Informationszeitalter auf gestische Weise denken. Man hat unmittelbar ein Gefühl von Bewegung, wenn der Blick die Punkte verbinden will, auf der Suche nach einem womöglich sinnlosen Sinn, bis man bemerkt, dass man bloß die eigene synaptische Perspektive aufs Gefüge projiziert. Man sieht sich selbst von allen Kugeln zugleich reflektiert und entdeckt in jeder der Kugeln auch das unendliche reflektorische Feedback, das die jeweils anderen Kugeln zeigt.
Diese Skulpturen sind inspiriert vom Informationszeitalter, von Konnektivität in globalem Maßstab, davon, hochrangige Positionen durch Netzwerke zu erlangen und wie solche internalisierten systemischen Denkweisen unsere Verhaltensmuster verändern, durch tägliche Anwendung womöglich auch unsere Überzeugungen. Fried reflektiert die Erscheinungsqualität solcher streuungsvernetzten Strukturen, die durch Input, wachsende Komplexität und Feedback prosperieren.
Der Titel ist eine Kreuzung aus „Global“ und „Alexandria“. Seit Vernichtung der antiken ägyptischen Bibliothek durch einen lokal begrenzten Brand, hat sich unser gesamtes Informationszeitlater auf Basis dezentralisierter Strukturen entwickelt, die – obwohl durch Datenmissbrauch oder Systemfehler ebenso verletzlich – das Wissen entscheidend demokratisiert und Kommunikation liberalisiert haben, weitgehend unabhängig von geografischem Standort oder Klassenzugehörigkeit.
Auch unsere Art zu Denken hat sich entwickelt; gewisse Werkzeuge haben unsere Einstellung in Bezug auf Problemlösungen im Laufe der Zeit grundlegend verändert und sickern letztlich in unsere Weltanschauungen ein. Von Höhlenmalerei über Keilschrift bis zum Binär-Code – unsere Sprachen haben sich mit unseren Werkzeugen weiterentwickelt. Und während sich das Lesen von Codes immer weiter verbreitet, wird umgekehrt die Datenverschlüsselung zusehends komplexer und exklusiver. Seltsamerweise sind wir die erste Zivilisation, die absichtlich eine Sprache gestaltet, die kein Mensch mehr – nicht mal die Computerfreaks – mit den eigenen Sinnen entziffern kann.
Im Umgang mit derart raschen technologischen Fortschritten – bei denen das einzig konstante die ständige Veränderung ist – kann es uns passieren, dass wir in alten, tief verwurzelten Regelwerken hängenbleiben. Wir haben nicht Tausende Jahre Zeit, um diese Innovationen zu meistern wie einen Faustkeil. Fried stellt die Frage, ob sich unsere Vernunft und Lebensanschauungen ebenso rapide entwickeln können wie unsere Technologien, um die dazwischen klaffende Wissenslücke zu verringern. Die Kunst lebt vom Niederreißen der Grenzen, selbst angesichts von Big Data, noch nie haben wir über mächtigere Werkzeuge verfügt, um unsere Freiheit in Bezug auf Ausdruck, Innovation und Vision zu erforschen und mit anderen zu teilen.
Museum Ritter, Interview 2006 / Commissioned SOS for permanent collection (DEUTSCH)
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