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© david fried 2003

press and text: Kunst in Bewegung - Touring museum exhibition 2002-2003

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Kunst in Bewegung
Images from invitation card: Robert Rauschenberg, David Fried, Günther Uecker, Steven Pippen.  Exhibition Video Available

Von kosmischen Bewegungen

Wechselausstellung im Museum im Kulturspeicher Würzburg

Energien, äußere und innere Kräfte und Bewegungsphänomene gewannen vor allem für die abstrakt-geometrischen Künstler, die in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in Paris tätig waren, eine große Bedeutung. Bewegliche oder Bewegung suggerierende Kunstwerke, die aus den vergangenen rund 55 Jahren stammen, stehen unter der Überschrift "Drehen, Kreisen, Rotieren - Kunst in Bewegung" noch bis 1. September im Mittelpunkt der ersten Wechselausstellung im Erdgeschoss des im Februar neu eröffneten Museums im Würzburger Kulturspeicher.

In ihren Werken beleuchten Künstler wie Timm Ulrichs das Verhältnis des Menschen zum Kosmos ("Stirn und Gestirne"), sie ahmen wie Günther Uecker körperlich Kraft im Tanz nach ("New York Dancer") und schaffen wie Christiane Möbus ("Manpower silent") dreidimensionale Assoziationen zu beklemmenden Momenten des Kreisens im Leerlauf, zum zermürbenden Kreisen grüblerischer Gedanken im Kopf, zum Teufelskreis und zu jener, mitunter existenzielle Langeweile und Lebensüberdrüssigkeit erzeugenden, monotonen Wiederkehr des Gleichen.

Vor allem dem Aspekt "Mensch und Kosmos" sind zahlreiche der 33 ausgestellten Werke gewidmet - so ist Steven Pippins sich mehrfach drehende TV-Video-Installation "Solar system with TV" zu sehen, Harry Kramer ist mit einer groß dimensionierten Radkonstruktion aus Holz und Eisen mit dem Titel "Endlose Schiene mit Planeten getrieben" vertreten und Ursula Neugebauer stellt ein aus Fotos, Holzscheiben und einem Elektromotor bestehendes, abstraktes Werk namens "Mondsüchtig" aus.

Während Installationen wie die von Steven Pippin an Eindeutigkeit nichts vermissen lassen, laden andere Werke den Betrachter ein, seine eigenen Schlüsse zum Themenkomplex Zeit und Bewegung, Bewegung und Raum zu ziehen. Die kinetischen Werke unterscheiden sich weiterhin darin, inwieweit sie die Art und Weise ihres physikalischen Antriebs sichtbar machen oder, wie im Falle von David Fried's eindrucksvoller Installation "Self Organizing Still-Life", bei der Kugeln auf einem Feld durch akustische Signale der Besucher in Bewegung gesetzt werden, verstecken.

Gemeinsam ist den Arbeiten, dass sie allesamt überaus ästhetisch wirken, hier werden, anders als bei vielen anderen Ausstellungen, die mehr das Provokative der Kunst ins Blickfeld nehmen, keine künstlerischen Normen und Regeln verletzt, es wird nichts zerbrochen, mit nichts gebrochen, vielmehr steht die menschenalte Faszination an der mal spielerisch-heiter, mal maschinenhaft oder kosmisch daherkommenden Mobilisierung von Gegenständen und Körpern im Vordergrund. Befriedete Harmonie also statt philosophischer Widerspruch, bisweilen jungenhafte Begeisterung an den kinetischen Möglichkeiten der Technik statt subtile Farb- und Formerkundung lassen eine Ausstellung entstehen, die sicher auch solche Besucherinnen und Besucher neugierig machen wird, die an Kunstobjekten - zumal an solch eher weniger eingängigen wie die der im Museum beherbergten Sammlung Konkreten Kunst - kein allzu lebhaftes Interesse haben.

Die teilweise improvisiert und "modellbaukastenmäßig" wirkenden Werke von Günther Uecker, Timm Ulrichs, Robert Rauschenberg, Dieter Jung, Rebecca Horn, Gerhard von Graevenitz und Alexander Calder - dem Klassiker der kinetischen Kunst - begeistern durch ihre konstruktive Originalität und ihre mechanische Veränderlichkeit, sie sind spannend, weil sie zu Eigeninitiative anregen, mit zufallsgenerierten Überraschungsmomenten, kinetischen und plastischen Effekten und reizvollen Licht- und Schattenspielen aufwarten und auf raffinierte Weise das Potenzial von Bewegung in Verbindung mit Kunst ausloten.

Es dominiert also die Freude am dynamischen Spiel über den sonst allzu oft präsentierten, künstlerischen Ausdruck von Unzufriedenheit, die Freude an der Entdeckung der Welt über den Reiz des Sich-Wiederfindens im gemeinsamen Unbehagen an derselben. Wobei Zweifel an der Art und Weise, wie sich in unserer Welt Bewegung vollzieht, zu welchen körperlichen und geistigen Bewegungen Menschen gezwungen werden, in welche Strömungen Menschen nur allzu leicht hineingeraten, nicht vollends ausgespart bleiben.

So ist Nichteinverstandensein hauptsächliches Movens für Christiane Möbus' gesellschaftskritisches Werk "Manpower silent" aus den Jahren 1994 und 1997, durch das die seelenlose Automobilität heutigen Daseins in eleganten, unbemannten Gefährten vorgeführt wird, die so unaufhaltsam wie sinnlos unterwegs sind und Hindernisse umkreisen.

Die Ausstellung "Drehen, Kreisen, Rotieren", vom Museum im Würzburger Kulturspeicher initiiert und gemeinsam mit den Kunstmuseen in Ahlen, Heidenheim und Kaiserslautern sowie Leihgebern realisiert, gibt einen Einblick in die Geschichte der kinetischen Kunst, in ihre Anfänge bis in die Gegenwart hinein. Sie ermöglicht neue, erstaunliche Einsichten in eine Kunstströmung, die so umfassend und kompakt selten präsentiert wird. Nach ausgiebigem "Kreisen" in den beiden Ausstellungsräumen leuchtet es ein, warum Dr. Beate Reese, die stellvertretende Leiterin des Museums, bei der Vernissage prophezeite, dass die Auseinandersetzungen von Künstlerinnen und Künstlern mit Bewegung auch rund 55 Jahre nach den Anfängen der kinetischen Kunst noch lange nicht zu Ende sein werden.

Die Ausstellung ist noch bis 1. September dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr im Museum im Kultuspeicher (Veitshöchheimer Straße 5) zu sehen. Führungen durch die Ausstellung stehen an folgenden Tagen auf dem Programm: 23. Juni um 15 Uhr, 30. Juni um 11 und 15 Uhr sowie am 7., 21. und 28. Juli jeweils um 11 Uhr.

PAT CHRIST

Fränkische Nachrichten – 17.06.2002


Kunst Museum Würzburg

Text zur Austellung:

Das Interesse von Künstlern an Kräften, Energie und Bewegungsphänomenen nahm in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts starken Aufschwung; Kinetik, also die "Lehre von den Bewegungen unter dem Einfluss äußerer und innerer Kräfte" wurde fortan zu einem bleibenden Bezugspunkt der Kunst und in zahlreichen Ausstellungen seither untersucht. In der aktuellen Schau wird speziell der Fokus auf die Kreisbewegung gerichtet. Gezeigt werden etwa 30 Werke aus einem Zeitraum von circa 50 Jahren, die fast ausschließlich Drehbewegungen vollführen.


Hierbei ist die Pariser Kunstszene, eine Drehscheibe der Kinetik, mit Werken von Nicolas Schöffer und Hugo Demarco präsentiert. Ein anderer Pionier beweglicher Kunst, Alexander Calder, ist mit einem seiner Mobiles vertreten. Für die Ausprägung kinetischer Kunst in Deutschland in den 60er Jahren stehen Hartmut Böhm, Leo Erb und Heinz Mack. Aktuelle Auseinandersetzungen mit Aspekten der Drehbewegung in der Kunst zeigen Objekte von Künstlern wie Pip Culbert, Dieter Jung oder Ursula Neugebauer.

Auf unterschiedliche Weise werden die Objekte bewegt, durch Luftströmung, Schallwellen, Elektrizität oder mechanische Vorgänge. Dabei kommen sehr verschiedene Aspekte des Themas zum Vorschein. Im Werk von Alexander Calder ist es die spielerisch-heitere Dimension des Kreiselns. Robert Rauschenberg gibt dem Windrad eine neue Bestimmung als Träger von ausschnitthaften Siebdrucken. Kinetiker wie Hugo Demarco oder Nicolas Schöffer interessieren sich für physiologische Effekte im wahrnehmenden Auge. Der Gedanke an eine Maschine wird angesprochen im Räderwerk der Arbeiten von Harry Kramer und auch Aspekte der psychologischen Seite des Kreises treten in Erscheinung: Ueckers "New York Dancer" lässt an die tranceartigen Drehtänze der islamischen Derwische denken. Auf kosmische Drehbewegungen kommt es an im Werk von Steven Pippin und auf die Relation von Mensch und Kosmos in Timm Ulrichs "Stirn und Gestirne". Die Auslotung des Themas ergibt auch subtile und beklemmende Assoziationen an Leerlauf, Teufelskreis und monotone Wiederkehr des Gleichen. So führt Christiane Möbus die seelenlose Automobilität heutigen Daseins in eleganten, unbemannten Gefährten vor, die unaufhaltsam unterwegs sind und Hindernisse umkreisen. Spannend ist die Betrachtung der Objekte nicht zuletzt deshalb, weil ihr Erscheinungsbild sich in der Zeit verändert und die aktive Rolle des Betrachters einfordert. David Fried's "Self Organizing Still-life" tritt sogar in einen unmittelbaren Dialog mit dem Besucher, da erst akustische Signale die Kugeln des Feldes in Bewegung versetzen.

Videofilme zum Thema ergänzen die Ausstellung.

Die Ausstellung, vom Museum im Kulturspeicher Würzburg initiiert, ist entstanden in Kooperation der vier Museen Ahlen/Westfalen, Heidenheim, Kaiserslautern und Würzburg.


Werke von

* Hartmut Böhm
* Pol Bury
* Alexander Calder
* Chargesheimer
* Pip Culbert
* Hugo Demarco
* Leo Erb
* David Fried
* Gerhard von Graevenitz
* Wolfgang Gröbel
* Rebecca Horn
* Jahanguir
* Dieter Jung
* Harry Kramer

* Siegfried Kreitner
* Liliane Lijn
* Adolf Luther
* Heinz Mack
* Christiane Möbus
* Ursula Neugebauer
* Steven Pippin
* Robert Rauschenberg
* George Rickey
* Nicolas Schöffer
* Sandor Szombati
* Timm Ulrichs
* Günther Uecker
* Martin Willing

Dem Thema gemäss erscheint die Dokumentation der Ausstellung in Form einer Video-Kassette. Museum im Kulturspeicher Würzburg


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